Hetze im Netz?

"Wir Kommunalen", 2/2016
"Wir Kommunalen", 2/2016

Nachfragen, einmischen, Unterstützung suchen: Tipps gegen Hetze im Netz 

 

Kaum ein Thema ist in diesem Jahr so sehr diskutiert worden wie die Frage, ob wir das Netz an die Destruktivität verloren haben.

 

Ist das so? 

 

 

Zuerst einmal - nein, das ist nicht so. Die übergroße Mehrheit des Netzes ist immer noch das, was es so wunderbar und auch so demokratisch macht: Es wird bunt mit Inhalten gefüllt, munter diskutiert und vernetzt, geteilt und veröffentlicht.

„Your own media“ ist ein Schlagwort, das wirklich stimmt. 

 

 

Aber  es gibt Themenbereiche und Debatten, in denen der Eindruck und die Erfahrungen andere sind. Sobald es um gesellschaftspolitische Themen wie Gleichstellung, LGBT, Einwanderungspolitik oder andere Themen im emanzipatorisch-aufgeklärten Kontext geht,  müssen AutorInnen und DiskutantInnen sich auf heftige Debatten, „shitstorm, übles Cybermobbing und anderes einstellen. Dabei ist der Grad der Hetze umso größer, je mehr Distanz es zwischen AutorIn und den Hetzenden gibt. Diese Erkenntnis ist wichtig, weil sie auch eine Strategie für den richtigen Umgang mit sogenannten „Trollen“ aufzeigt.

 

Was tun, wenn zum Beispiel auf der eigenen Facebook-Seite destruktive und hetzerische Äußerungen kommen?

 

1. Anzeigen, was strafrechtlich relevant ist: Das geht online ziemlich einfach. Am besten machen Sie Screenshots von den Äußerungen, um die Beweise zu sichern. Dieses Vorgehen zeigt erste Erfolge: In der Praxis wurden in solchen Fällen bereits Geldstrafen gegen die Beschuldigten verhängt. 

 

2. Konkret und persönlich nachfragen: “Wann oder wo ist Ihnen das passiert?“ Meist kommt dann irgendeine der wilden Hörensagen-Geschichten, und je mehr nachgefragt wird, umso schneller ziehen sich HetzerInnen zurück.

 

3. Liken und unterstützen: Wenn Sie selbst Opfer sind, bitten Sie um Unterstützung (und fragen dazu Kontakte an, die gerade online sind). Je mehr „Likes“ Ihre Position bekommt und je mehr Kommentare Ihre Position stützen, desto  eher wird auch das zu einem Rückzug führen. Wenn Sie selbst so etwas lesen: Mischen Sie sich ein! 

 

4. Richtiges Timing wählen: Überlegen Sie bei kritischen Themen, wann Sie den Post absetzen. Wenn Sie danach einen halben Tag keine Zeit für Kommentare und Antworten haben, verschieben Sie es besser. Wenn erst einmal Hetze die Oberhand gewonnen hat, wird ein Eingreifen immer schwieriger.

 

5. Mutig sein: Trauen Sie sich auch die kritische Debatte zu. Sie werden mitunter überrascht sein, dass ernsthaft jemand antwortet und auf ihre Meinung eingeht. Das ist mühsam, aber es lohnt sich. Und diejenigen, die mit Ihnen Argumente austauschen,  sind potenzielle UnterstützerInnen. 

 

6. Eventuell ein zweites Mal nachfragen: Wenn es dann nur um Pöbelei geht, ignorieren Sie die Person. Gehen Sie stattdessen auf andere ein (siehe Punkt 3) und geben Sie  der Debatte damit ein anderes Gewicht. 

 

7. Löschen: Entfernen Sie  strafrechtlich relevante Postings, nachdem Sie Screenshots gemacht  und darauf hingewiesen haben. Aber löschen Sie wirklich nur diese Dinge. Und sperren Sie die Absender, aber wirklich nur diese. Tödlich ist, alles zu löschen, das unangenehm ist.  

 

8. Persönlich sein: Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich: Denn je persönlicher eine Debatte ist, desto höher die Hemmschwelle für Beleidigungen. Manchmal lohnt es sich, einen konkreten persönlichen Termin zur Debatte anzubieten. „Trolle“ und Hetzer werden das ignorieren, andere nehmen das Angebot vielleicht an. Eine gute Chance für ein ernsthaftes Gespräch.

 

9. Entscheiden, ob die Mühe lohnt:  Diejenigen, die vor dem Meer stehend beteuern, dass das Wüste ist, werdet Sie nicht überzeugen können. Wenn Fakten nicht anerkannt werden, sagen Sie es offen – und beenden Sie die Debatte. 

 

10. Zum guten Schluss – gelassen bleiben: Humor nimmt vielen Debatten die Spitze. Es gibt viele tolle Beispiele, wie das wirken kann. Am besten ist, wenn alle darüber grinsen können. 

 

Das wunderbare „your own media“ funktioniert nur, wenn wir es wirklich füllen. Nur Mitlesen hilft nicht weiter. Einmischen, selbst einen Blog schreiben oder als KommunalerIn eine gut gepflegte Facebook-Seite mit guten Inhalten und Diskussionen führen: Das ist das, was politische Kommunikation dazu tun kann. Direkter und niedrigschwelliger kann ein Kontakt nicht sein.

 

Das ist kein Plädoyer gegen Bürgerbüros, ich bin eine große Verfechterin ebenjener. Aber wenn die Mehrheit der Menschen digital unterwegs ist, müssen wir da auch sein. Das macht Arbeit, aber es führt auch zu einer Kommunikation, die langfristig der beste Wahlkampf ist.  

Dieser Text ist zuerst in "Wir Kommunalen" 2/2016 erschienen. 

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Kommentare: 7
  • #1

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